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Illustration zur Ausstellung © Dirk Schmidt

Nur noch wenige Tage kann man die Ausstellung zu Lion Feuchtwangers Erfolg besuchen. Die Ausstellung bietet eine Menge Spaß und ist sicher ein gutes Geschenk zum Valentinstag. Die Ausstellung regt zum Nachdenken an und man kann sich fragen, ob die bayerische Gesellschaft sich verändert und entwickelt hat oder ob es nicht gewisse Ähnlichkeiten zu der in den zwanziger Jahren gibt.

Was ist der „Erfolg“ von Lion Feuchtwanger: historische Darstellung oder historischer Roman?

In seinem Buch Erfolg beschreibt Lion Feuchtwanger die bayerische Gesellschaft in den zwanziger Jahren. Nach der Meinung von Victor Klemperer, einem bekannten deutschen Romanisten und Politiker ist „der Roman“ Erfolg mehr als nur „das Buch Bayern“, er weitet sich zu einer Geschichte der allgemeinen deutschen Zustände in der Epoche des beginnenden Nazismus aus.

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Die wilden 20ger Jahre. Foto © Juliana Krohn

Der Besucher erfährt nicht viel von Feuchtwanger. Im Zentrum der Ausstellung steht das Personal des Romans: Der Münchener Illustrator Dirk Schmidt hat zehn der wichtigsten Figuren grafisch dargestellt. Es sind Spielfiguren, die auf der Folie Bayerns den Wandel der Gesellschaft nach dem Scheitern der Räterepublik durchleben.

Sie erleben die Entwertung des Geldes. Sie verfolgen den Justizskandal um Museumsdirektor Martin Krüger. Sie sehen die „Wahrhaft Deutschen“ aufmarschieren und scheitern. Sie feiern Fasching, treiben Sport und fahren Auto. Sie brechen auf in moderne Zeiten – und bleiben ihren bayerischen Verhältnissen treu.

Lion Feuchtwanger, 1884 in München geboren, war 1925 – enttäuscht von den politischen Entwicklungen in seiner Vaterstadt – nach Berlin gezogen. Dort begann er die Arbeit an einem Roman über seine Heimat – über das Land Bayern der Jahre 1921 bis 1924.

«Als moderner deutscher Romanschriftsteller habe ich an einem Helden oder einer Heldin kein Interesse. Ich wählte für diesen Roman Gruppen von Charakteren und nicht Einzelindividuen. […] Das Land Bayern ist der eigentliche Held meines Romanes.« (Lion Feuchtwanger)

Sein Roman »Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz« (erschienen 1930) eröffnet ein facettenreiches gesellschaftliches Panorama Bayerns in den frühen 1920er Jahren. Lion Feuchtwanger entwirft ein Bild des Landes mit seiner Hauptstadt München, das sich aus realen wie aus erfundenen Orten zusammensetzt. Er entwickelt eine Typologie der Einwohner, von den »Großkopfigen« über Kleinbürger, Schriftsteller, Ingenieure und Handwerker bis hin zu Königstreuen und Bauernführern, Künstlern und Fabrikanten – Gruppierungen, von denen einige in einer Partei aufgehen, die langsam immer stärker wird und in dem Putschversuch der Nationalsozialisten am 8./9. November 1923 ihren Höhepunkt erreicht.

Personen

Die Figuren des Romans. Foto © Juliana Krohn

Feuchtwanger beschreibt eine aus den Fugen geratene Zeit, die von den Folgen des Ersten Weltkriegs, dem Untergang der Monarchie und dem missglückten Versuch der Räterepublik geprägt ist. Die Linke wird radikal verfolgt, politische Morde sind an der Tagesordnung und die wirtschaftlichen Verwerfungen der Weimarer Republik, ausgelöst durch Reparations-forderungen der Siegermächte und Ruhrgebietsbesetzung, wirken durch die Inflation tief in das Alltagsleben der Bevölkerung.
Bei aller Kritik, die Feuchtwanger an den bestehenden Zuständen in Bayern ausdrückt, ist sein Text auch geprägt von Sympathie mit seiner bayerischen Heimat und ihren Bewohnern.

Die historischen Bezüge werden durch zeitgenössische Filme, Fotos, Zeitungen, persönliche Dokumente und historische Objekte sichtbar gemacht und durch den von Jürgen Tonkel kongenial gelesenen Audioguide begleitett. Die Austellung zeigt: «Erfolg« ist ein faszinierender Roman, der mit der Historie frei umgeht.

Eine Ausstellung des Literaturhauses München
Mo-Fr, 11-19 Uhr, Sa/So/Feiertags, 10-18 Uhr
25. und 26.12.2014, 10-18 Uhr
Heilig Abend, Silvester & Neujahr geschlossen

Eintritt: Euro 5.- / 3.- (inkl. Audioguide)
(Studierende zahlen montags nur 2.- Euro!)

Weitere Infos zur Austellung

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